THOMAS MUNNINGER
1985 Mitbegründer und seither Vorstandsmitglied KUPRO Sauwald
geb. 9.7.1945
gest. 20.10.2021
Urnenbeisetzung am Sa., 6.11.2021 um 15h in Esternberg
Eine Art Nachruf / Gedanken von Andreas Munninger zu seinem Vater
Thomas Munninger hatte das Glück, mit seiner Geburt zwei Monate nach Beendigung des Zweiten
Weltkrieges am 9. Juli 1945 dem unmittelbaren Kriegsgeschehen entronnen zu sein. Seine
Nachkriegskindheit war entbehrungsreich, aber er wuchs auf Burg Krämpelstein mit liebevollen
Eltern in einer ungewöhnlichen, abenteuerlichen Umgebung auf. Sein langer Schulweg von der Burg
nach Esternberg wurde von Aufenthalten in Internaten in Gosau, Dachsberg und Ried abgelöst. Nach
der Matura begann er ein Jusstudium in Wien, das er wegen des frühen Todes seines Vaters bald
abbrechen mußte. Ein Pädak-Studium folgte und er gehörte zur ersten Generation dieser
Absolventen zuerst an der Volksschule, dann Hauptschule Esternberg. Dort verblieb er mit
kurzzeitigen Versetzungen nach Schardenberg und St. Ägidi bis zu seiner krankheitsbedingten
Frühpensionierung. Kurze Zeit danach mußte er aus seinem geliebten Esternberg nach Vichtenstein
übersiedeln, wo er seinen sogenannten Lebensabend verbrachte.
Er war in seiner aktiven Zeit als Lehrer einer der beliebtesten, engagierte sich in den 70er Jahren
politisch mit einer eigenen Partei im Esternberger Gemeinderat, kulturpolitisch mit der Gründung des
„Vereins Die Burg“ auf Burg Krämpelstein, in den 80er Jahren mit der Gründung des Film- und
Fotoclubs Esternberg und des „Kulturprojekts Sauwald“. Sein Idealismus und seine
Begeisterungsfähigkeit korrespondierten dabei oft mit einer gewissen Gutgläubigkeit und
Weltfremdheit, worunter mitunter nicht nur seine Familie zu leiden hatte.
Für sehr viele, nicht nur seine ehemaligen Schüler war er wichtiger Anreger und Fürsprecher. V.a. in
den 70er Jahren war seine alte Wohnadresse, das altehrwürdige Gemeindehaus Esternberg Nr. 40,
ein offenes Haus für nächtelange Diskussionen. Viele dankten es ihm später.
Was seine Person am meisten ausgezeichnet hat, war seine überbordende Kreativität. Er spielte von
Jugend an mehrere Instrumente, fotografierte, schrieb und malte – alles auf höchstem Niveau.
Leider führte seine „Lebenskrankheit“ Diabetes (er wurde mit Anfang 30 aufgrund eines
Operationsfehlers zum Diabetiker) im weiteren Verlauf der Krankheit zu einem gewissen Rückzug aus
dem gesellschaftlichen Leben.
Ab April 2020 befand er sich in sogenannter häuslicher Pflege, was seinen aufrührerischen Geist aber
nicht daran hinderte, noch einmal seinen befristeten Führerschein bewilligt zu bekommen, um seine
geliebten täglichen Ausflugsfahrten durchzuführen; es sollte der letzte Sommer einer fast
uneingeschränkten Freiheit werden.
Ab Herbst 2020 begann nach zwei längeren Krankenhausaufenthalten leider eine Odyssee, an der die
einseitigen Corona-Maßnahmen nicht ganz unschuldig waren: geschlossene Reha-Anstalten und
Akutgeriatrien führten zu keiner optimalen medizinischen und pflegerischen Versorgung.
Daher kam es auch nach einer Fehldiagnose im Spätsommer zur verspäteten Diagnose seiner
schweren Erkrankung. Er hat den Kampf noch einmal aufgenommen und sich auf den nächsten
Frühling gefreut, wenn er wieder in seinem geliebten Garten-Pavillon sitzen würde.
Dieser letzte Kampf von vielen ging am 20. Oktober vormittags für uns alle überraschend vorzeitig
verloren.
Trotz aller Entbehrungen und Rückschläge aufgrund seiner Krankheit war es ein erfülltes Leben.
Er hat es seinen Freunden, Wegbegleitern und Angehörigen nicht immer einfach gemacht, vieles war
nicht nur ein Kampf mit ihm, sondern gelegentlich gegen ihn, aber die Erinnerung an eine
herausragende künstlerische, intellektuelle und spirituelle Persönlichkeit wird bleiben.
An den beiden Tagen nach seinem Tod gab es am Himmel in der Nähe seines Hauses v.a. abends in
Blickrichtung Westen nach Schardenberg und Blickrichtung Süden zum Toten Gebirge eigenartige
Wolkenformationen: Tiere und Fabelwesen trieben am Himmel ihr Unwesen, ehe diese Gebilde als
weiße Wolken aufstiegen und nach Osten weiterzogen; seine künstlerische Seele durfte sich noch
einmal für die Hinterbliebenen deutlich sichtbar austoben.
Am dritten Tag zog sich ein langes Wolkenband von Westen über Süden nach Osten.
Am vierten Tag war der Himmel wolkenlos; seine Seele hatte ihren Frieden gefunden.